Die Kakaozeremonie

Vorbereitung, Ablauf und Effekte - Ein Gespräch mit Elias von „Elimba“

Text:
Katharina Kuhlmann

Photography:
© Elimba GmbH

26 Februar 2021

Kakao ist der wichtigste Bestandteil von Schokolade. Aber Kakao hat noch ganz andere Fähigkeiten, als nur den Gaumen zu erfreuen. Zubereitet in roher Qualität in einem starken Kakaotrunk nach Vorbild der Maya und Inka bekommt das Getränk die Kraft, während sogenannter Kakaozeremonien Herz und Geist zu öffnen. In den letzten Jahren sind solche Zeremonien zu einem regelrechten Trend geworden. Doch was ist eigentlich ein Kakaoritual, wie läuft es ab und für wen ist es geeignet? Wir haben mit Insider Elias El Gharbaoui gesprochen, dem Mitbegründer von „Elimba – Das Kakaoritual“.

Was ist eine Kakaozeremonie?

Schon bei den alten südamerikanischen Hochkulturen der Olmeken, Inka und Maya galten Kakaobohnen, die Samen des Kakaobaumes, als besonders wertvoll. Sie wurden als heilig verehrt und waren daher nur gesellschaftlich Hochstehenden vorbehalten, wie etwa Priestern und Adligen. Geschätzt wurde vor allem ihre Eigenschaft als Heil- und Stärkungsmittel, das sehr anregend wirken konnte. So etablierte sich Kakao auch rasch als ein Begleiter durch religiöse Handlungen und Rituale. Getrunken in seiner puren Form als unverarbeiteter Rohkakao sollte er dazu beitragen, Körper und Geist in Einklang zu bringen und zu einem höheren Bewusstseinszustand zu gelangen.

Heutige Kakaozeremonien knüpfen an diese alten Traditionen an. Natürlich ist das Ritual nicht mehr nur bestimmten Personen vorbehalten. Im Gegenteil, bis auf wenige Ausnahmen (Menschen mit Herz-Kreislauf-Problemen, Schwangere und bei Einnahme von Antidepressiva) kann jeder an einer Kakaozeremonie teilnehmen.

Wie läuft eine Kakaozeremonie ab?

Direkt vorweg: Einen genau geregelten Ablauf einer Kakaozeremonie gibt es eigentlich nicht. Vielmehr unterscheidet sich der Ablauf je nach Anbieter. Das betrifft auch die Länge der Zeremonie. Es gibt kurze Rituale, die wenige Stunden dauern, andere Rituale werden in Form mehrtägiger Retreats angeboten. In der Regel gliedern sich aber Kakaozeremonien, wie andere Rituale auch, in die drei Teile Anfang, Hauptteil und Schluss.

Zur Einstimmung bietet sich beim Kakaoritual natürlich die Zubereitung des Kakaotrunkes an. Wichtig hierbei ist die Verwendung von hochwertigem Rohkakao, der durch die geringe Verarbeitungsstufe noch viele seiner wertvollen Inhaltsstoffe besitzt. Dazu später mehr.

Der Hauptteil kann je nach Ziel der Kakaozeremonie frei gewählt werden. Hier eignen sich tiefgründige Gespräche oder Meditationen sehr gut. Passende Musik, Gesang und Tanz sind als unterstützende Elemente hilfreich, wenn kreative Aktivität im Vordergrund stehen soll. Theoretisch ist eine Vielzahl an Methoden geeignet, auch in Kombination. Wichtig ist, dass die Techniken zur Person bzw. Gruppe und zum Ziel der jeweiligen Kakaozeremonie passen.

Zum Schluss steht die behutsame Rückkehr ins Hier und Jetzt an. Entweder kann das still oder geleitet in der Gruppe geschehen, z. B. durch ein Lied. Wichtig ist auch eine Reflexion, bei der noch einmal über das persönliche Ziel der Zeremonie und die erreichten Effekte nachgedacht wird.

Der Kakaotrunk

Viele Zeremonienleiter verwenden für ihren Kakaotrunk sogenannten Ritualkakao. Dieser unverarbeitete Rohkakao soll besonders hochwertig, ursprünglich und reich an positiven Inhaltsstoffen sein. Häufig werden Edelkakaosorten wie Criollo in Bio-Qualität bevorzugt.

Die Zubereitung des Trunkes orientiert sich stark an den ursprünglichen Rezepten der Ureinwohner Südamerikas. Dazu wird eine größere Menge des Rohkakaos in Pulverform mit heißem Wasser vermischt. Scharfes Chilipulver, z. B. als Cayennepfeffer, unterstützt die Aufnahme der Stoffe im Körper. Dem heutigen Gaumen ist dieses Getränk zumeist zu scharf und bitter, weshalb nach Geschmack noch mit anderen Gewürzen, wie etwa Vanille oder Zimt, verfeinert und mit Kokosblütenzucker gesüßt werden kann.

Inhaltsstoffe im Kakao und ihre Effekte bei der Kakaozeremonie

Nach dem Trinken können die mehr als 300 Inhaltsstoffe des Rohkakaos zu wirken beginnen. Diese unglaubliche Anzahl macht Kakao zu einem der komplexesten Lebensmittel überhaupt. Er enthält eine Vielzahl von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen. Antioxidantien, Polyphenole (Flavonoide) und Neurotransmitter sollen schädlichen Einflüssen entgegen wirken und die Glücksgefühle fördern. Theobromin, das mit Koffein verwandt ist, wirkt anregend und durchblutungsfördernd. Schließlich gibt es auch noch eine Extraportion „gesunde“ Fette, wie etwa einfach ungesättigte Fettsäuren.

Dieser Cocktail an Inhaltsstoffen wirkt auf jeden Teilnehmer an einer Kakaozeremonie natürlich unterschiedlich. Jedoch wird in der Regel über eine sanfte, herzöffnende Anregung berichtet. Zumeist entstehen positive Gefühle. Je nach Verfassung des Teilnehmers können aber auch negative Gemütslagen durchbrechen, ist die Person beispielsweise mit sehr akuten Problemen belastet. Ein guter Ritualleiter sollte das frühzeitig erkennen und gut darauf eingehen können, damit die Kakaozeremonie nicht zu einem Negativerlebnis für diese Person wird. Hier zeigt sich also, dass gerade empfindliche oder vorbelastete Menschen eine Kakaozeremonie anfangs besser in geschulten Händen erleben sollten. Aber natürlich kann ein Kakaoritual auch jede*r allein für sich zu Hause durchführen.

Im Interview: Elias El Gharbaoui von Elimba

Elimba – hinter dieser Marke stecken die beiden Namen Elias und Barbara. Sohn und Mutter leiten seit einigen Jahren das Kölner Unternehmen, dass sich auf die Herstellung von Kugeln aus Rohkakaozubereitungen spezialisiert hat. Mit diesen Kugeln kann jeder das Ritual einer Kakaozeremonie auch zu Hause erfahren.

Neben Geschmack und Qualität zählt für Elima auch die soziale Komponete des Kakaos. Daher engagiert sich das junge Unternehmen für leukämiekranke Kinder in Peru, dem Mutterland des Kakaos. Neben wichtigen Medikamenten, Hygieneartikeln und den Gehältern des medizinischen Personals finanziert die Initiative „Elimba Gives Back Joy“ auch Klinik-Clowns, die den schwerkranken Kindern etwas Lebensfreude herbeizaubern. Elimba unterstützt das Projekt mit 5 % seines gesamten Umsatzes.

Wir haben mit Elias über die Idee zu Elimba und seine persönlichen Erfahrungen mit Kakaozeremonien gesprochen.

VIVANI

Elias, du hast nach deiner Schulzeit länger in Südamerika gelebt und dort zum ersten Mal an einer Kakaozeremonie teilgenommen. Wie war das für dich, was hast du dabei empfunden?

Elias El Gharbaoui

Meine erste Begegnung mit einer Kakaozeremonie erlebte ich im Vale Sagrado, hoch in den Anden von Peru. In der Nähe vom Machu Picchu wurde ich zu einer Kakaozeremonie eingeladen und habe mich trotz anfänglicher Skepsis darauf eingelassen. Kakaozeremonien waren für mich damals ein Fremdbegriff und ich kannte bis zu diesem Zeitpunkt nur den klassischen Kakao, den wir in Europa konsumieren. Das Kakaoritual in Peru war für mich ein unglaublich bewegendes Erlebnis. Ich tanzte, sang und hätte währenddessen am liebsten die ganze Welt umarmt. Nach der Zeremonie fing ich an, mich brennend für das Thema Kakao und seinen Ursprung zu interessieren.

VIVANI

Du konntest auch deine Mutter mit deiner Faszination für Rohkakao und Kakaozeremonien ziemlich schnell mit ins Boot holen. Wie kamt ihr zu der Idee, diese Begeisterung in einer Unternehmensgründung gipfeln zu lassen?

Elias El Gharbaoui

Als meine Mutter mich in Peru besuchte, wurde unsere gemeinsame Leidenschaft für diese uns vorher fremde Kakaokultur entfacht und zum Leben erweckt. Wir besuchten Kakaoplantagen, durchforsteten gemeinsam das Internet, testeten täglich neue Rezepturen und lernten unentwegt neue Dinge über diese besondere, in der westlichen Welt unterschätzte Pflanze. Von dieser Begeisterung getragen, beschlossen wir, dieses Getränk In eine moderne Form zu transformieren und nach Europa zu bringen. Daraus entstand unser Unternehmen Elimba.

VIVANI

Ihr verwendet Rohkakao für eure Kugeln. Was ist das für ein besonderer Kakao? Hat er eine besondere „Ritualqualität“, wie einige Anbieter von Kakaozeremonien für wichtig halten? Und was ist das überhaupt, „Ritualqualität“?

Elias El Gharbaoui

Wenn wir ein Kakaoritual durchführen, tun wir es vor allem mit der Absicht, unser Wohlbefinden auf allen Ebenen zu stärken. Das betrifft Körper, Geist und Seele. Ein hochwertiger, biologisch angebauter Rohkakao liefert die dazu nötigen wertvollen Inhaltsstoffe, da er absolut naturbelassen und nicht erhitzt ist. Es sind die alten, genetisch unveränderten Kakaosorten, die das volle Spektrum an heilungsfördernden Inhaltsstoffen enthalten und die für Zeremonien verwendet werden sollten. Eine schonende handwerkliche Verarbeitung der Kakaobohnen erhält diese Qualitäten in vollkommener Weise. Zusätzlich wird Zeremoniekakao mit Gewürzen verfeinert, die die Aufnahme der wertvollen Nährstoffe unterstützen. Daraus entsteht ein sehr belebendes, herzöffnendes Getränk. Sehr wichtig ist im Herstellungsprozess die liebevolle, wertschätzende Verarbeitung des Rohkakaos, im Bewusstsein der Dankbarkeit für dieses hilfreiche Naturprodukt. Während des ganzen Prozesses sollte der Kakao in Pflanzenmilch oder Wasser bis maximal 65 °C erhitzt werden, um seine Rohkostqualität zu gewährleisten.

VIVANI

Als Zubereitungsempfehlung für eure Kakaozeremonie bringt ihr Milch oder Milchalternativen ins Spiel. Wie passt das zu den ursprünglichen Maya- und Inkarezepturen? Ist das ein Zugeständnis an den europäischen Gaumen?

Elias El Gharbaoui

Für die Zubereitung unseres Elimba Kakaos sollte unbedingt auf Kuhmilch verzichtet werden, da sie die Aufnahme der wertvollen Inhaltsstoffe des Rohkakaos einschränkt. Die Inka und Maya verwendeten für ihre Kakaorituale einfach nur Wasser. Dadurch schmeckt das Getränk sehr bitter und erhält eine für unsere Gaumen fremde Qualität. Fügt man dem Getränk jedoch eine Pflanzenmilch hinzu, erlebt man einen mehr samtigen, runden Geschmack. Beide Darreichungsformen sind für Feinschmecker interessant, allerdings bevorzugen viele Menschen in Mitteleuropa eher eine Weichheit im Geschmack. Von daher kommt uns in unseren Breiten die Verwendung einer Pflanzenmilch entgegen. Die besondere, wohltuende Wirkung des Kakaos ist in beiden Varianten wirksam.

VIVANI

Was würdest du Leuten raten, die sich für eine Kakaozeremonie interessieren: Sollte man am Anfang besser ein geleitetes Ritual besuchen, oder kann man eine Kakaozeremonie auch selbst ohne großes Vorwissen zu Hause durchführen?

Elias El Gharbaoui

Wir unterscheiden zwischen Ritual und Zeremonie. Das Kakaoritual ergibt sich bei der Verwendung unserer Kakaokugel quasi von selbst. Es macht so viel Freude, diese wunderschöne Kugel entsprechend der Anleitung in das Getränk zu verwandeln, dass allein schon dadurch die Sinne fokussiert und angeregt werden. Wenn man diese Zubereitung in einem liebevoll gestalteten Raum in Wohlfühlatmosphäre durchführt, entwickelt sich aus dem Ritual der Ansatz zu einer kleinen Kakaozeremonie. Eine „große“, angeleitete Kakaozeremonie ist jedoch viel umfassender. Sie hat den Sinn, Menschen in eine tiefere Entspannung und Besinnung zu führen. Dazu ist es für Ungeübte durchaus hilfreich, Impulse von erfahrenen Bewusstseinslehrern zu erhalten. Eine besondere Auswahl von Musik, Gesängen, Atemtechniken oder Yogaübungen unterstützt dabei den Prozess einer tiefen Entspannung und Schulung der Wahrnehmung. Außerdem ist das gemeinsame Praktizieren in der Gruppe und die daraus resultierende Kreativität ein besonderes Spezifikum der Kakaozeremonie.

VIVANI

Mit Elimba bietet ihr euren Kund*innen genau diese Möglichkeit einer Kakaozeremonie zu Hause. Was muss ich beachten? Kann ich z. B. das Getränk falsch zubereiten? Und wie oft „darf“ man das Kakaoritual eigentlich durchführen?

Elias El Gharbaoui

Die Kakaokugel ist so konzipiert, dass jeder sie ohne Aufwand in ein Getränk verwandeln kann. Es gibt drei Dinge, auf die man achten sollte. Die Flüssigkeit soll maximal auf 65 °C erhitzt werden, um die Inhaltsstoffe nicht zu zerstören und man sollte Wasser oder eine Pflanzenmilch für die Zubereitung verwenden. Das Aufschäumen des Getränks ist ein wichtiger Bestandteil des Rituals, denn dies bewirkt ein Oxidieren und eine Intensivierung von Geschmack und Wirkung. Ein kleines Kakaoritual kann man jederzeit und so oft man Lust hat durchführen. Allerdings kann der Kakao für manche Menschen abends zu anregend sein, um nachts gut zu schlafen. Für solche Menschen ist der Vormittag oder frühe Nachmittag die optimale Zeit für ein stärkendes Kakaoritual.

VIVANI

Derzeit bietet ihr euer Elimba Kakaoritual in drei verschiedenen Varianten sowie ein Rohkakao Topping an. Welche neuen Produkte plant ihr für die Zukunft?

Elias El Gharbaoui

Für den Sommer haben wir ein paar erfrischende Neuschöpfungen in unserem Sortiment. Da wir unsere Kunden überraschen wollen, bleiben die Details dazu vorerst noch geheim. Wir werden es euch in einem unserer nächsten Newsletter offenbaren!

VIVANI

Abschließend von uns natürlich auch eine Schokoladen-Frage. Als Experten für Rohkakao – mögen du und deine Mutter eigentlich (noch) Schokolade? Vermutlich könnten wir euch mit unserer 100 % Cacao + Nibs glücklicher machen als mit einer Tafel Vollmilch oder Weiße?

Elias El Gharbaoui

Wir kommen aus einer Familie, in der Schokolade seit Generationen einen hohen Stellenwert hatte. Meine Großmutter handelte mit Schokolade! Sie war Expertin für besondere Schokoladen- und Pralinensorten. Bei uns zu Hause war an Festtagen Schokolade immer ein Thema. Seit wir den Rohkakao für uns entdeckt haben, ist diese Leidenschaft ein wenig in den Hintergrund gerückt. Dennoch lieben wir weiterhin feine Schokokreationen, in denen mit verschiedenen Kakaosorten, Gewürzmischungen und ungewöhnlichen Zutaten experimentiert wird. Eure veganen Riegel gehen genau in diese Richtung. Die Sorte "Dark & Creamy“ ist unter den Schokoriegeln unser Favorit, immer wieder unwiderstehlich!

Lieber Elias, vielen Dank für das interessante Gespräch und viel Erfolg weiterhin mit Elimba!

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