Kaffee & Schokolade: Eine kleine Kaffeegeschichte

From Bean to Bean – Teil 3

Text:
Katharina Kuhlmann

Photography:
istock PeopleImages, istock PhotomanRichard

14 Oktober 2016

Wir haben uns in unserem Themenmonat „From Bean to Bean“ bisher mit den Unterschieden und Gemeinsamkeiten von Kaffee und Schokolade befasst. Themen waren die Pflanzen und deren Kultivierung im Vergleich ebenso wie die Endprodukte Kaffee und Schokolade. Auch die Genusskultur und drängende Probleme aus dem Bereich der Nachhaltigkeit haben wir für beide Produkte gegenübergestellt. Nun fehlen definitiv noch ein paar Fakten zum Thema Kaffee, sprich Konsumzahlen, die geschichtliche Entwicklung der Kaffeekultur und natürlich auch ein paar lustige Anekdoten. Kurz und knapp bringen wir euch hier und jetzt die wichtigsten Infos zum Thema.

Kaffee – Zahlen

Es klingt unglaublich aber wahr: Das Lieblingsgetränk der Deutschen ist Kaffee, sogar noch vor Mineralwasser! Tranken die Deutschen 2014 pro Kopf durchschnittlich 143,5 Liter Wasser, waren es unglaubliche 162 Liter Kaffee! Doch das stellen unsere Nachbarn im hohen Norden noch deutlich in den Schatten. Der Spitzenreiter Finnland konsumierte 2012 pro Kopf 12 Kilogramm Kaffee, dicht gefolgt von Norwegen, Dänemark und Schweden. Deutschland kommt mit ca. 6,5 Kilogramm erst auf Platz sieben, liegt aber noch deutlich über dem EU-Durchschnitt von 4,8 Kilogramm. Betrachtet man allerdings den Kaffeeverbrauch nach Land und nicht nach Pro-Kopf-Konsum, liegt Deutschland auf der Weltrangliste auf Platz 3. Nur die USA und Brasilien verbrauchen mehr.

Der hohe Kaffeekonsum in Deutschland freut auch den Staat. Die derzeitige Kaffeesteuer für ein Kilogramm Röstkaffee liegt bei 2,19. Zusammengenommen nimmt Deutschland so etwa eine Milliarde Euro jährlich an Kaffeesteuern ein. Für den Kaffeehandel in Deutschland sind vor allem die Städte Bremen und Hamburg von zentraler Bedeutung. Mehr noch: Hamburg ist sogar der europäische Hauptumschlagplatz für Kaffee!
Die beliebteste Kaffeevariante der Deutschen ist und bleibt der Filterkaffee. Noch etwa 72 % des zu Hause konsumierten Kaffees wird so zubereitet. Doch auch Vollautomaten und Maschinen mit Einzelportionen aus Pads und Kapseln sind auf dem Vormarsch. So verfügte 2013 schon jeder dritte Haushalt über zwei verschiedene Kaffeesysteme.

Kaffee - historische Entwicklung

Dabei war es noch nicht immer so, dass Kaffee den deutschen Gaumen erfreute. Als er im 17. Jahrhundert in unsere Breiten vordrang, war das bittere Getränk zunächst dem Adel vorbehalten, der sich tapfer zusammenriss und das neue Statusgetränk von seinen vergoldeten Untertassen schlürfte. Kaffeehäuser und ein sich emanzipierendes Bürgertum brachten das schwarze Gebräu aber schnell in breitere Schichten der Gesellschaft, wo es ab etwa 1800 seinen exklusiven, adligen Status verlor. Es löste als anregendes, leistungssteigerndes Getränk den übermäßigen Alkoholkonsum des Mittelalters ab, der eher eine träge Bevölkerung zurückgelassen hatte. Kaffee war das perfekte Genussmittel in einer sich industrialisierenden Welt, die sich immer schneller zu drehen begann und dem einzelnen mehr Einsatz und Leistung abverlangte.

Doch wo war er eigentlich hergekommen, der Kaffee? Natürlich aus dem Orient! Ursprünglich in Äthiopien angebaut, kam er von dort aus in den Jemen und wurde bald im ganzen orientalischen Raum als erlaubte, anregende Alternative zu dem aus religiösen Gründen verbotenen Wein entdeckt. Zwar kannte man die Kaffeepflanze bereits im Mittelalter, sie wurde allerdings nur als Heilmittel verwendet.
Nachdem das Genussmittel entdeckt war, hüteten die Araber ihre Kaffeepflanzen wie ihren Augapfel, um sich ihr Handelsmonopol zu sichern. Im 16. und 17. Jahrhundert schafften es listige Niederländer aber dennoch, Pflanzen zu stehlen und sie zum Anbau in ihre Überseekolonien zu bringen. Bereits im 18. Jahrhundert wuchs Kaffee in vielen Teilen der Welt. Heute gedeiht er in rund 70 Staaten.

Kaffee – hättet ihr’s gewusst?

Natürlich gibt es über jedes Kulturgut auch jede Menge Legenden und witzige Anekdoten zu erzählen. Über Kakao und Schokolade sind es so viele, dass wir eine eigene Reihe im VIVANI Chocolate Journal haben, die sich nur mit Mythen und Legenden aus der Schokoladenwelt befasst. In der Welt des Kaffees verhält es sich mit der Mythenbildung genauso. Zwei lustige Beispiele haben wir für euch:

Friedrich der Große, König von Preußen, verhängte zum Schutz des Staatlichen Kaffeemonopols und der royalen Röstereien 1781 den sogenannten „Brennzwang“, der Privatleuten den Besitz und das Rösten von Kaffeebohnen untersagte. Zur Überwachung streiften fortan eifrige Gesetzeshüter in Form der gefürchteten „Kaffeeschnüffler“ durch die preußischen Straßen, die die Übeltäter bei ihrem schwarzbrennerischen Werk aufspüren sollten.

Wenn es um deutsches Kulturgut geht, hat fast immer auch unser großer Dichter und Denker Goethe seine Finger im Spiel. Im Bezug auf Kaffee verdanken wir ihm indirekt die entkoffeinierte Variante. Goethe, der sich bekanntlich auch in naturwissenschaftlichen Disziplinen betätigte, riet einem befreundeten Chemiker eines Tages, er solle doch einmal Kaffeebohnen destillieren. Friedlieb Ferdinand Runge folgte seinem Ratschlag und entdeckte dadurch den Wunderstoff Koffein.

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