Schokomarathon zum Valentinstag in Japan

Hochwertige Schokogeschenke in glitzernder Konsumwelt

Text:
Katharina Kuhlmann

Photography:
© iStock, violet-blue

11 Februar 2021

Dass in Japan die Uhren manchmal anders ticken, ist ja bereits bekannt. Aber wer hätte gedacht, dass der Valentinstag in dem fernöstlichen Land zu einem der größten Konsumfeste zählt, ähnlich unserem Weihnachten? Und die Hauptrolle spielt dort – wie könnte man es an dieser Stelle auch anders erwarten - Schokolade. Beschenkt werden seltsamerweise nur Männer, erst einen Monat später sind die Damen beim "White Day" an der Reihe ...

Kurz vor dem 14. Februar, dem Valentinstag, wird es voll in japanischen Kaufhäusern. Aber wer genau hinschaut, wird sich wundern, hier hauptsächlich gestresste Frauen durch die Regalreihen flitzen zu sehen. Im Gegensatz zu Deutschland und anderen westlichen Ländern besorgt in Japan nämlich nicht der Mann Süßes für seine Süße. Im Land der aufgehenden Sonne sorgt am Valentinstag allein das weibliche Geschlecht für Liebesgeschenke. Diese Geschenke sind dabei allerdings strikt vorgegeben und bestehen in der Regel aus Bitter- oder Vollmilchschokolade in ansprechender, aufwendiger Verpackung. Doch damit noch nicht genug: Nahezu alle männlichen Vertreter des näheren Umfeldes müssen bedacht werden, inklusive Chef, Lehrer oder männlicher Arbeitskollegen. Und für unsere Geschenktradition zudem sehr skurril anmutend: Je nach Sympathie gibt es eine Abstufung bei den Geschenken. Männer, die geliebt und  hoch geschätzt werden, erhalten ein besonders hochwertiges Schokoladengeschenk (Honmei-Choco), was auch gerne selbst hergestellt und natürlich exklusiv verpackt wird. Währenddessen werden alle anderen Männer mit der sogenannten „Pflichtschokolade“ (Giri-Choko) abgespeist.

„White Day“ – die Männer trumpfen auf

Aber um nicht ungerecht zu sein, bekommen auch die Frauen in Japan im Gegenzug von ihren Liebsten schokoladige Ehrerbietungen. Einen Monat nach dem Valentinstag schenken japanischen Männer den Frauen weiße Schokolade, weshalb der Tag „White Day“ genannt wird. Auch am „White Day“ gibt es die Giri-Choko für weniger wichtige Mitmenschen aus dem Umfeld. Neben der ursprünglich weißen Schokolade sind in den letzten Jahren auch die kalorienärme Bitterschokolade sowie andere weiße Süßigkeiten immer beliebtere Geschenke geworden.

 

Valentinstag in Japan - warum?

Wie es in Japan zu diesen ungewöhnlichen Valentinstagstraditionen mit gleich zwei Festtagen kam, ist nicht genau geklärt. Sicher ist jedoch, dass man  eigentlich nicht wirklich von einer historischen Tradition sprechen kann. Vielmehr geht die Idee auf ein geschicktes Marketingkonzept japanischer Süßwarenhersteller aus den 1970er Jahren zurück. Aufgeputscht von den Massenmedien wurde die vermeintliche Tradition zu einem Topseller, ähnlich dem westlichen Weihnachten. Heutzutage verzeichnen die japanischen Schokoladenhersteller um die Valentinstagsfeierlichkeiten unglaubliche 50 Prozent ihres Jahresumsatzes.
Doch in den letzten Jahren regt sich auch Protest gegen das Konsumfest, wenn auch nur in minimalem Ausmaß. Kleinstdemonstrationen und Aktivisten im Netz versuchen das Fest zu torpedieren, was aber in der Realität kaum zu spüren ist. Jedoch ist das Prinzip der Giri-Choko nicht mehr so populär und sogar bereits von einigen Unternehmen unter Mitarbeiter*innen verboten worden.

Valentinstag in der westlichen Welt: nicht nur Schokolade

In Japan ist der Valentinstag eher ein Fest der sozialen Beziehungen und hat nur noch wenig mit dem Ursprungsmythos zu tun. In Europa orientiert er sich jedoch noch stärker an der ursprünglich christlichen Tradition. Der Legende nach schenkte der italienische Bischof Valentin von Terni, der 270 n. Chr. als Märtyrer starb, frisch Vermählten bunte Blumensträuße aus seinem Garten, wodurch er zum Schutzpatron der Liebenden avancierte. Aus diesem Grund stehen in der westlichen Welt Blumen als Geschenk im Vordergrund. Aber seit einigen Jahren sind auch schokoladige Liebesgrüße eine immer beliebtere Alternative zum Blumenstrauß. Im Gegensatz zu Japan sind in Europa und Nordamerika keine Vorgaben bezüglich Sorte oder Form zu berücksichtigen. Der Schenker kann selbst wählen, ob er Tafeln oder Pralinen verschenkt – übrigens können sich hier beide Geschlechter beschenken, wobei sich wohl eher die Damen über die Mehrzahl an Geschenken freuen darf. Und: Arbeitskollegen, Chef und Co. gehen hier leer aus.

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