25 Jahre VIVANI & Weinrich

Weinrich Geschäftsführer Cord Budde und Produktentwickler Detlev Boekhaus im Interview

Text:
Katharina Kuhlmann

Photography:
© Ludwig Weinrich GmbH

14 Juli 2025

VIVANI versteht sich selbst als Marke aus der Ruhrgebietsstadt Bochum. Aber unsere Schokoladen werden eigentlich im ostwestfälischen Herford gefertigt – genauer gesagt in der renommierten Ludwig Weinrich Schokoladenfabrik. Schon seit 1895 produziert das Familienunternehmen hochwertige Schokoladen für verschiedene Unternehmen. Wir haben stellvertretend für das gesamte Team mit Geschäftsführer Cord Budde und Produktentwickler Detlev Boekhaus über die Zusammenarbeit mit VIVANI-Hersteller EcoFinia gesprochen und viele spannende Einblicke in diese besondere Schokoladenpartnerschaft erhalten.

Geschäftsführer Cord Budde
Über schnelle Erfolge nach holprigem Start, gemeinsame Highlights und Herausforderungen

VIVANI

Lieber Cord, 25 Jahre VIVANI bedeutet auch 25 Jahre starke Partnerschaft mit unserem Produktionspartner, der Weinrich Schokoladenfabrik. Aber wie kam es überhaupt zu der Zusammenarbeit mit Andreas Meyer? Und was waren deine ersten Gedanken zu dessen Idee, „Bio-Schokolade aus dem Dornröschenschlaf zu wecken“?

Cord Budde

Als Produktmanager eines Fair Trade-Unternehmens, für das wir seit 1996 Schokolade produzierten, war Andreas schon in Kontakt mit uns. Er wollte gerne unabhängig sein und seine eigenen Ideen verwirklichen. Daher stellte er mir seinen Plan mit den Bioschokoladen vor. Intern war das bei uns anfangs sehr umstritten, da mein doch sehr konservativer Vater als Geschäftsführer und Gesellschafter des Unternehmens mit ins Boot geholt werden musste. Als dann auch noch die erste Testproduktion wegen schlechter Rohstoffqualität quasi „in die Hose“ ging, wurde die Situation nicht leichter. Nach diesem holprigen Start haben wir Jüngeren uns letztendlich aber doch durchgesetzt. So standen wir im Jahr 2000 zum ersten Mal und mit drei Bio-Schokoladensorten im Gepäck auf der BioFach und präsentierten die neue Marke VIVANI.

VIVANI

Wir haben schon von Andreas erfahren, dass der Bio-Handel zu Beginn ja erst einmal von VIVANI überzeugt werden musste… Ab wann würdest du sagen, konnte man VIVANI als wirtschaftlich erfolgreich bezeichnen?

Cord Budde

Das liegt heute schon so lange zurück. Aber in meiner Erinnerung hat sich der erste wirtschaftliche Erfolg nach etwa zwei bis drei Jahren eingestellt.

VIVANI

Wenn du noch einmal zurückblickst: Welche positiven Erlebnisse der letzten 25 Jahre kommen dir im Zusammenhang mit VIVANI in den Sinn?

Cord Budde

Es gab viele positive Erlebnisse in dieser langen Zeit, an die ich mich immer gerne zurückerinnere. So waren die gemeinsamen Besuche in den Ursprungsländern natürlich besondere Highlights. Aber auch die gemeinsame Entwicklung der vielen neuen Produkte, die zum Teil auch neue Trends bedienten, waren eine spannende Sache.

Gerade in den letzten Jahren gab es dann einige besondere Entwicklungen, die uns deutlich mehr zusammengeschweißt haben. Durch den Generationswechsel in der Geschäftsführung bei VIVANI hat sich unser Kontakt noch einmal deutlich intensiviert. So haben wir z. B. auch unser gemeinsames „Sustainable Organic Cocoa Project“ in der Dominikanischen Republik gestartet, auf das wir sehr stolz sind. Gekrönt wurde unser jahrelanger Einsatz für nachhaltige Bio-Schokolade schließlich vom Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024 – eine große Ehre. Und – was natürlich immer besonders das Herz erwärmt – sind die vielen positiven Rückmeldungen unserer Kundschaft.

VIVANI

Wir stellen selbstverständlich auch die Gegenfrage: Wo lief es nicht so gut, welche besonderen Hürden galt es zu überwinden?

Cord Budde

Besonders heikel konnte es schnell werden, wenn es um Rohstoffe ging. Um die gewohnte Produktqualität zu halten, mussten teilweise Preisschwankungen in Kauf genommen werden, wobei die entsprechenden Anpassungen dann nie einfach umzusetzen waren. Auch gab es hin und wieder Probleme bei der Rohstoffqualität und -verfügbarkeit – wie nicht zuletzt bei der aktuellen Kakaokrise.

VIVANI

Damit sind wir bei einem schwierigen Thema. Die aktuelle Kakaokrise treibt Schokoladenhersteller jeden Tag um. Was ist derzeit die größte Herausforderung in Bezug auf die Produktion und wie blickst du in die Zukunft der Branche?

Cord Budde

Ich fürchte, es wird zukünftig noch härter um den Rohstoff Kakao gekämpft werden müssen. Der Klimawandel wird seinen Tribut fordern und schwache Ernten werden sich häufen. Es bleibt heikel – daher müssen wir immer innovativ bleiben.

VIVANI

Trotz aller großen Herausforderungen: Wo siehst du eine hochwertige Bio-Genussmarke wie VIVANI in den nächsten 25 Jahren?

Cord Budde

Ja natürlich an der Spitze der hochwertigen Bioanbieter! Aber Spaß beiseite – ich sehe weiterhin großes Potential in der Marke VIVANI, da sie sich in puncto Preis-Leistungs-Verhältnis und dem Gespür für neue Produkte und Trends deutlich von Mitbewerbern abhebt. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die nächsten 25 Jahre auch weiterhin positiv verlaufen werden.

VIVANI

Am Ende natürlich noch die Frage nach deinem persönlichen VIVANI-Lieblingsprodukt…

Cord Budde

Ich habe schon immer die Praliné Vollmilch Schokolade geliebt. Ebenso die Weiße Vanille, die ja eine besondere Kreation meines Vaters war, auf die er zu Recht sehr stolz war. Aber auch neue Produkte, wie z. B. den Crème Brulée-Riegel, mag ich sehr. Last but not least – Menschen, die mich kennen, wundern sich – die 100 % Cacao + Nibs.

Produktentwickler Detlev Boekhaus
Über die besonderen Anforderungen von Bio-Produkten, Rohstoffe und verrückte Kreationen

VIVANI

Lieber Detlev: Gemeinsam mit Andreas Gebel, der leider nicht mehr im Unternehmen tätig ist, bist du als Produktentwickler maßgeblich an der Entstehung unserer Schokoladen beteiligt. Seit wann kreierst du unsere Sorten?

Detlev Boekhaus

Im April 2012 bot sich mir die Chance, die Leitung der Produktentwicklung zu übernehmen. Zuvor war ich 12 Jahre in der Qualitätssicherung der Weinrich Schokoladenfabrik tätig und hatte auch schon dort Einfluss auf die Produktentwicklung und ihre Prozesse. Aber so richtig durchstarten und Ideen kreieren konnte ich dann ab April 2012.

VIVANI

02 Heute ist Bio-Schokolade sprichwörtlich in aller Munde. Aber gab es in den frühen Jahren von VIVANI – lange vor Bio-Lebensmitteln im Supermarkt und Discounter –Schwierigkeiten, z. B. bei der Beschaffung von besonderen Bio-Zutaten?

Detlev Boekhaus

Diese Schwierigkeiten nenne ich gerne Herausforderungen. Aber ja, die gab es und gibt es nach wie vor. Oftmals war es nicht einfach, konventionelle Schokoladenprodukte eins zu eins in Bio-Schokoladenprodukte zu überführen. Einige konventionelle Rohstoffe, wie etwa Lezithin und Aromen, sind im Bio-Bereich problematisch oder nicht akzeptiert. Auch musste man in der Vergangenheit oftmals Lieferanten davon überzeugen, den konventionell angebotenen Rohstoff auch in Bioqualität herzustellen und zu liefern. Hier hat es in den letzten Jahren jedoch ein deutliches Umdenken und eine verbesserte Vielfalt gegeben.

Dennoch gibt es immer wieder Herausforderungen, weil es nach wie vor immer noch Rohstoffe gibt, die in Bioqualität nicht zur Verfügung stehen. Da fällt mir beispielsweise die schwierige Beschaffung von Bio-Brezelstückchen in einer gleichmäßigen Kalibration für VIVANIs Schwesternmarke iChoc vor ein paar Jahren ein.

VIVANI

Welches war die verrückteste Idee, die du schon einmal für VIVANI oder Weinrich ausprobiert hast? Unabhängig davon, ob sie auf den Markt gekommen ist oder nicht.

Detlev Boekhaus

Da gibt es einige. Aber besonders in Erinnerung geblieben ist mir mein persönliches Spaßprojekt „Vollmilchschokolade Knoblauch-Nuss“. Hier gab es vor Lichtjahren mal einen Song von Mike Krüger und diese fiese Geschmacksidee kam immer mal wieder in mir auf. Also kam der Tag, an dem ich Knoblauchstücke in der Pfanne röstetet und sie zusammen mit Haselnussstückchen in Schokolade gab. Bei der anschließenden Verkostung durch die Kollegen – ohne, dass diese wussten, was in der Schokolade enthalten war –, kam dann häufig die Aussage „Interessant, ich kenne den Geschmack irgendwoher, aber ich komme nicht drauf.“ Als ich es Ihnen dann offenbarte, war das Entsetzen groß: „Igitt, wie kann man so etwas nur machen?“

VIVANI

Welches ist dein persönliches VIVANI-Lieblingsprodukt? Hast du dabei die Brille des Produktentwicklers auf oder ist die Sorte einfach nur „lecker“?

Detlev Boekhaus

Ohne die Brille des Produktentwicklers ist mein aktueller Favorit der Crème Brûlée Riegel. Gleich dahinter kommen Kreationen mit Brezelstückchen und als Evergreen ist eine gute Vollmilchschokolade mit ganzen Nüssen stets unter meinen Favoriten.

VIVANI

Auf welches VIVANI-Produkt, das unter deiner Regie entstanden ist, bist du ganz besonders stolz?

Detlev Boekhaus

Das ist wirklich schwer zu sagen. Da gibt es schon einige Sorten, die ich sehr gelungen finde. Bemerkenswert ist etwa die Entstehungsgeschichte und Umsetzung der Tafel Latte Macchiato Praliné (leider mittlerweile nicht mehr erhältlich), die durch ein köstliches Dessert in einem Restaurant inspiriert wurde.

Herausragend fand ich auch das Remake von VIVANIs Schwesternmarke iChoc mit ihrer inzwischen großen, veganen Vielfalt. Hervorheben muss man hier sicherlich die Sorte White Nougat Crisp, denn diese Kreation hatte es so am Markt noch nie gegeben. Ein komplett veganes Sortiment so aufzubauen, dass es auch unter den nicht-veganen Schokoholics Fans findet, ist schon bemerkenswert

VIVANI

Wo gab es aus Produktentwicklersicht in den letzten Jahren Schwierigkeiten? Gab es verrückte Wünsche, Zutaten, die nicht zusammen funktionierten oder Rohstoffe, die nicht verfügbar waren?

Detlev Boekhaus

Aus Entwicklersicht fehlt in unserem Sortiment eine gefüllte vegane Schokolade. Hier sind für uns die technologischen Herausforderungen derzeit noch zu hoch, um ein wirtschaftliches und nachhaltig verträgliches Produkt am Markt etablieren zu können.

Aktuell ist natürlich die Rohstoffbeschaffung ein großes Thema, Stichwort Kakaokrise. Aber nicht nur beim Kakao, sondern auch bei anderen Rohstoffen sind die Preise sehr stark gestiegen und die Verfügbarkeiten eingebrochen. Daneben ist der Einsatz von Aromen in der Bio-Szene sehr umstritten und schränkt daher Entwicklungen wie z. B. Tiramisu sehr ein.

Zu verrückte Kreationen gibt es meines Erachtens eigentlich nicht – solange sich dafür eine passende Schoko-Community findet.

VIVANI

Immer ausgefallenere Schokoladensorten, immer kurzlebigere Trends – wo siehst du für VIVANI in den nächsten 25 Jahren Grenzen in der Produktentwicklung? Oder andersherum besondere Chancen?

Detlev Boekhaus

VIVANI in 25 Jahren – bei einem Blick in die Glaskugel würde ich sagen, dass die Themen Rohstoffverfügbarkeit und -beschaffung nach wie vor präsent sind. Kakao wird ein teures Gut bleiben, aber genau hier kommt die kreative Produktentwicklung ins Spiel, um weiter mit innovativen Geschmackskreationen Glückmomente schaffen zu können. Ich denke, dass darüber hinaus das Thema KI auch in der Produktentwicklung zukünftig einen großen Stellenwert einnehmen wird. Aber die Klassiker, die es schon seit 50 Jahren gibt, wird es auch in 25 Jahren noch geben. Schokolade wird ein Genussmittel bleiben und vielleicht auch als ein solches besser verstanden werden.

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