Stark machen
gegen Kinderarbeit

VIVANI Geschäftsführer Andreas Meyer im Interview

Text:
Katharina Kuhlmann

Photography:
© EcoFinia GmbH

3 Juli 2013

Unter dem Namen „KIDS for KIDS“ engagiert sich VIVANI bereits seit einiger Zeit für Straßenkinder in Haiti. VIVANI Geschäftsführer Andreas Meyer erzählt, wie es zu diesem Projekt kam. Das Interview führte Marcus Noack von Umwelthauptstadt.de, mittlerweile LifeVERDE.

Marcus Noack

Herr Meyer, bereits im letzten Jahr interviewten wir Sie zu Ihrem Unternehmen VIVANI. Was hat sich seitdem in Ihrem Unternehmen getan?

Andreas Meyer

Eine ganze Menge. Mit Kasachstan, Ägypten und der Ukraine haben wir neue Länder erschlossen, in denen VIVANI bislang nicht erhältlich war. Neben einigen Neuprodukten – unter anderem einer Weißen Kuvertüre in Bioqualität – haben wir zudem viel im sozialen Bereich unternommen. Beispielsweise engagieren wir uns seit dem letzten Jahr in einem Kinderhilfsprojekt in Haiti. Als gewissenhafter Hersteller sehen wir uns in der Pflicht, Präventionsarbeit zum Schutz vor Kinderversklavung zu leisten.

Marcus Noack

Der Begriff „Bio“ steht, bedingt durch die letzten Lebensmittelskandale, nicht mehr im besten Licht. Wie schaut Ihr Plädoyer für Bioschokolade aus?

Andreas Meyer

Vielleicht waren diese Skandale nötig, um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen. „Bio“ ist in den letzten Jahren immer populärer geworden – da wundert es nicht, dass sich ein paar schwarze Schafe unter die ansonsten integre Bio-Community mischen. Wo man Geld verdienen kann, versuchen leider immer einige wenige, sich betrügerisch zu bereichern und verraten die eigenen Ideale. Es ist an den Herstellern, das Vertrauen der Kunden wieder zurückzugewinnen. Der Kunde von heute ist mündiger denn je, das sehe ich absolut positiv. Mein Plädoyer lautet deshalb: Informiert euch über die Produkte, die ihr konsumiert, und stellt kritische Fragen. Dann wird sich schnell die Spreu vom Weizen trennen. Für die Unternehmen gilt: Transparenz auf allen Ebenen ist absolute Voraussetzung.

Marcus Noack

Wie beurteilen Sie insgesamt den Süßigkeitsmarkt in Deutschland? Findet hier ein Wandel statt hin zu gesünderen oder sogar nachhaltigen Naschereien anstatt des Konsums von reinen „Zuckerbomben“?

Andreas Meyer

Nachhaltige Lebensmittel werden immer gefragter. Das ist seit einigen Jahren zu beobachten. Grund hierfür ist unter anderem das investigative Engagement von Bund und Medien. Verbraucherportale und kritische Reportagen decken Missstände auf und alarmieren den Konsumenten. Hierdurch verlieren viele Bürger das Vertrauen in die Prinzipien des konventionellen Handels. Dies führt sie hin zu Alternativen aus dem Bio- und Fairtrade-Bereich. Hier unterliegen die Produkte stärkeren Auflagen und Kontrollen, das gibt dem Kunden Sicherheit. Für viele zählt schon längst nicht mehr „Hauptsache billig“. Lebensmittel dürfen 2013 wieder etwas kosten und der Verbraucher profitiert, wenn er für den höheren Preis qualitativ hochwertige und ethisch vertretbare Nahrungsmittel bekommt. Das gilt natürlich auch für den Süßwarenmarkt. Gesundheitsaspekte spielen bei dieser Umorientierung selbstverständlich auch eine Rolle. So sind alternative Süßungsmethoden – wie beispielsweise durch Kokosblütenzucker – oder vegane Angebote wichtige Themen, denen sich die Hersteller stellen müssen.

Marcus Noack

Unter dem Namen „KIDS for KIDS“ engagiert sich VIVANI seit einiger Zeit für Straßenkinder in Haiti. Wie kam es zu diesem Projekt?

Andreas Meyer

Wir wollten schon seit längerer Zeit ein Kinderhilfsprojekt in der Dritten Welt starten – also dort, wo unser Hauptrohstoff Kakao herstammt. Im letzten Jahr war es dann endlich soweit. Wir haben mit der Kindernothilfe Deutschland den richtigen Partner gefunden, der die Kompetenz, das Engagement und die Kontakte besitzt, ein solches Vorhaben erfolgreich durchzuführen. Zusammen unterstützen wir nun den Bau von Schulen, der helfen soll, sogenannten „Restavek-Kindern“ (Straßenkindern) eine Perspektive zu bieten, um sie vor den Gefahren von Verschleppung und Zwangsarbeit zu schützen. Die Kinder erhalten warme Malzeiten, bekommen Möglichkeiten der Hygiene und haben eine feste Anlaufstelle – die Basis eines strukturierten Lebens. Für viele dieser Kinder wäre es sonst zu spät. Man kann sich nicht vorstellen, wie elend die Zustände in Haiti wirklich sind – und wie skrupellos die Machenschaften mancher Menschen, die aus der eigenen Not heraus anderen, wehrlosen Menschen unendliches Leid antun. Das „KIDS for KIDS“-Projekt unterstützen wir mit dem Verkauf einer zugehörigen Tafel (VIVANI „KIDS“), von der 0,10 € pro verkaufter Einheit in das Projekt gespendet werden. Wir sind für jede zusätzliche Unterstützung dankbar! Alle wichtigen Informationen findet man auf www.vivani.de/kidsforkids.

Marcus Noack

Weshalb haben Sie sich dazu entschieden Kinder in Haiti zu unterstützen und nicht etwa benachteiligte Kinder in Deutschland oder anderen Ländern dieser Welt?

Andreas Meyer

Die Armut in Haiti ist enorm – deshalb denken wir ist es richtig, dass man dort hilft, wo Hilfe am meisten benötigt wird. Haiti ist ein Nachbarland der Dominikanischen Republik, aus der wir den Großteil unseres Kakaos beziehen. Allerdings geht es der Dom. Rep. dank Tourismus und Co. relativ gut. Haiti hingegen musste in der Vergangenheit viele schwerwiegende Katastrophen hinnehmen und kommt kaum dazu sich zu rekurrieren. Zerstörung, Armut und Gewalt sind ein Teufelskreis, aus dem dieses Land ohne externe Hilfe schwer herauskommt.

Marcus Noack

Die Spendengelder für das Kinderhilfsprojekt sammelt VIVANI über den Verkauf der „KIDS“ Schokolade. Optisch sticht die Tafel sehr aus dem künstlerischen Design des VIVANI-Sortiments heraus. Hierzu gibt es doch sicherlich eine Geschichte, oder?

Andreas Meyer

Ja, die gibt es in der Tat. Das Design der „KIDS“ Schokolade hat ein 9-jähriger Junge aus Bayern entworfen. Er hat den großen VIVANI „KIDS for KIDS“ Malwettbewerb gewonnen, den wir im letzten Jahr zur Kampagne gestartet hatten. Er konnte kaum fassen, dass sein Bild nun in über 50 Ländern weltweit zu sehen sein wird. Das hat ihm fast die Sprache verschlagen und er – und vor allem seine Familie – waren mächtig stolz. Zurecht! Es ist ein tolles, aussagekräftiges Bild – so farbenfroh, wie eine unbeschwerte Kindheit eigentlich sein sollte. Wir hoffen sehr, dass wir mit unserem Beitrag auch ein wenig Kindheitsfreude nach Haiti bringen können.

Marcus Noack

VIVANI begleitet noch ein weiteres Hilfsprojekt in Haiti. Können Sie uns hierzu etwas erzählen?

Andreas Meyer

Gerne. Wir unterstützen in Haiti zudem den Bau eines ganz besonderen Waisendorfes, den die Nicht-Regierungsorganisation Ayitimoun Yo leitet. Dies ist das Projekt einer beneidenswert engagierten Spanierin, die für das Wohl ihrer Waisenkinder sogar ihre Gesundheit aufs Spiel setzt. Haiti ist durchzogen von Korruption und Gewalt. So wurde der Ayitimoun Yo kürzlich ihr ursprüngliches Waisenhaus unter Androhung einer gewaltsamen Räumung entzogen. Die Kinder und Betreuer waren gezwungen über Monate in einem provisorischen Zeltlager zu leben. In einem bewegenden Aufruf sammelten die Verantwortlichen im Folgenden Spenden für einen Bau eines eigenen Waisendorfes. Das Geld ist nun zusammen und das Bauprojekt in den Startlöchern. VIVANI wird in diesem Dorf ein eigenes Haus haben, in dem 6 bis 8 Kinder leben werden. Wir freuen uns schon sehr auf das, was in diesem Dorf passieren wird. Das Waisendorf befindet sich übrigens in der Grenzregion zur Dominikanischen Republik. Gerade in den Grenzgebieten ist der Schutz von Straßen- und Waisenkindern besonders wichtig, da hier die Gefahr der Entführung am größten ist.

Marcus Noack

Können Sie einschätzen, wie hoch Ihre finanzielle Unterstützung in diesem Jahr ausfallen wird?

Andreas Meyer

Wir rechnen mit einer Spendensumme von 15.000 bis 25.000 Euro. Geld, mit welchem man in einem der ärmsten Länder der Welt viel bewegen kann.

Marcus Noack

Wie können Ihre Kunden die Projektarbeit unterstützen?

Andreas Meyer

Jeder Kunde, der die VIVANI „KIDS“-Schokolade kauft, unterstützt das Projekt automatisch, da wir pro verkaufter Tafel 0,10€ in unseren Spendenfond einzahlen. Die Schokolade erhält man in jedem gut sortierten Bioladen und Reformhaus sowie im VIVANI Online-Shop www.bioschokolade.de. Natürlich ist jeder herzlich eingeladen, das „KIDS for KIDS“-Projekt mit einer zusätzlichen Spende voranzutreiben. Interessierte können gerne jederzeit per Email an info@vivani.de Kontakt mit uns aufnehmen. Wir freuen uns über jeden Cent, der unser Vorhaben unterstützt!

Mit freundlicher Genehmigung vom grünen Online-Magazin lifeverde.de.
Zum Interview mit Andreas Meyer auf lifeverde.de.

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