Green Heroes:
BE WILD
Klimaneutrales Filmprojekt portraitiert junge Umweltschützer
Text:
Alexander Kuhlmann
Photography:
© BE WILD
15 Juli 2019
Filmdokumentationen über Umwelt- und Klimaschutz, Öko-Aktivismus und nachhaltiges Leben gibt es viele. Auch wenn der thematische Anspruch gut und wichtig ist, ist der ökologische Fußabdruck dieser Produktionen durch hohen Stromverbrauch und CO2-Ausstoss zumeist recht negativ. Nicht so bei dem Non-Profit-Filmprojekt BE WILD, dessen Macher sich zum Ziel gesetzt haben, 100 % klimaneutral zu produzieren, Müll zu vermeiden und alle Drehorte mit dem Rad anzufahren. Der Dokumentarfilm zeigt Portraits von Menschen unserer Generation, die sich für die Umwelt einsetzen und damit Vorbild für viele andere sind, denen das Thema Klimaschutz am Herzen liegt. Wir haben mit Regisseur Christian Belz gesprochen...
VIVANI
Worum geht es beim Dokumentarfilm BE WILD?
Chris
Bei BE WILD geht es darum, wie sich junge Menschen in unserer heutigen Zeit mit der Umwelt und dem Klimawandel auseinandersetzen. Wir möchten die zahlreichen Möglichkeiten aktiv zu werden zeigen. Dabei wollen wir unsere eigene junge Generation aber auch gleichzeitig kritisch durchleuchten und Fragen aufwerfen.
VIVANI
Euer Anspruch ist, den Film möglichst umweltbewusst zu drehen. Wie muss man sich das vorstellen?
Chris
Filmproduktionen sind in der Regel enorme Energiefresser. Allein die Ernährung der Crew über mehrere Wochen hinweg kann je nach Ernährungsweise großen Einfluss auf den CO2-Fußabdruck der Produktion haben. Vom anfallenden Müll ganz zu schweigen. Weitere Energie geht auch besonders für den Betrieb der Lampen und Kameras sowie für die Transporte und Reisen drauf. Wir werden fast alle Produktionswege mit dem Fahrrad bestreiten. Nur bei großen Distanzen werden Teile der Strecke mit dem Zug zurückgelegt. Wir achten darauf, auf unnötigen Papiermüll zu verzichten und halten unseren Stromverbrauch so gering wie nur möglich. Außerdem werden wir nur natürliches Licht für den Dreh unseres Films einsetzen. Plastikmüll versuchen wir generell zu vermeiden. Dem CO2-Ausstoß unserer Produktion entsprechend, wollen wir an PLANT FOR THE PLANET spenden und unser Projekt so klimaneutral umsetzen. Außerdem werden wir auch, wann immer unser Film gezeigt wird, zu Spenden aufrufen.
VIVANI
Wo wird der Film zu sehen sein – und welche Effekte erhofft ihr euch von der Doku?
Chris
Wir werden den fertigen Film in einer Tour entlang der Drehorte zeigen. Dazu wollen wir kleine Events starten, bei denen einige der Protagonisten vor Ort sind und auch wir als Team werden für ein Q&A anwesend sein. Wir hoffen dadurch möglichst viele Menschen persönlich und direkt mit dem Film in Berührung zu bringen und freuen uns über einen generationsübergreifenden Austausch.
VIVANI
Der Titel BE WILD vermittelt etwas Aktives, Rebellisches. Möchtet ihr mit dem Film diejenigen wachrütteln, die Klimaschutz zwar gut heißen, aber noch nichts aktiv dafür unternehmen?
Chris
Ja das trifft es schon ganz gut. Uns ist relativ klar, dass eine Filmveranstaltung zum Klima auch hauptsächlich von Menschen besucht wird, die sich bereits damit auseinandersetzen. Da möchten wir dann eine Gelegenheit bieten, sich auszutauschen und zeigen, wie viele Möglichkeiten es gibt, sich aktiv einzusetzen.
VIVANI
Erzählt doch mal was über euch. Was für Backgrounds habt ihr?
Chris
Puh eine gute Frage... Unsere Backgrounds sind recht unterschiedlich. Uns vereint jedoch, dass wir alle an der Hochschule Offenburg studieren und unsere Liebe zum Filmemachen ausdrücken wollen. Dazu gehört auch eine gewisse Naturverbundenheit, die uns jetzt dazu gebracht hat mit dem Filmemachen aktiv etwas für die Umwelt zu bewegen.
VIVANI
Zum Thema „Mehr Nachhaltigkeit“: Welche drei Dinge – meint ihr – könnte jeder von uns im Alltag schnell und einfach umsetzen?
Chris
Die meisten Menschen wissen nicht, was für eine große Rolle die Ernährung spielt. Saisonale, regionale und tierproduktarme (am Besten vegane) Ernährung reduziert deutlich den eigenen ökologischen Fußabdruck. Müll und vor allem Plastikmüll vermeiden, z.B. durch Glas statt Plastik, Einkaufen auf dem Markt, Stoff- statt Plastikbeutel (geht auch beim Bäcker). Auch wenn es in der Nähe (noch) keinen Unverpacktladen gibt, hat man in vielen Läden die Möglichkeit trotzdem unverpackt einzukaufen. Das Auto stehen lassen oder verkaufen. Stattdessen das Fahrrad, ggf. mit Anhänger nutzen und lange Reisen mit dem Zug unternehmen. Am Besten nicht mehr fliegen.
VIVANI
Im Moment ist das Thema Nachhaltigkeit – zum Beispiel dank „Fridays for future“ – gerade bei jungen Menschen sehr im Fokus. Was kann getan werden, um diesen Enthusiasmus langfristig beizubehalten?
Chris
Was Fridays for future anbelangt sollte es immer mehr Menschen, auch aus anderen Generationen geben, die sich der Bewegung anschließen und für das Klima einsetzen. So gibt es mittlerweile auch die „parents for future“ und sogar „grandparents for future“. Das motiviert ungemein. Einen wichtigen Teil dazu beitragen kann außerdem Kommunikation. Damit meinen wir nicht Social Media sondern viel mehr das direkte Gespräch. Mit Freunden und Familien können wir offen über Ideen oder Sorgen zum Thema Nachhaltigkeit & Umwelt reden. Dadurch kann man vermutlich keine Großeltern der Welt zu veganen Ökos machen, aber das ist auch nicht das Ziel. Es geht darum ein gemeinsames Bewusstsein in unserer Gesellschaft zu fördern. Das würde unserer Meinung nach einen langfristigen und nachhaltigen Einfluss bewirken.
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