Klimawandel
bedroht den Kakaobaum

Forscher befürchten Aussterben bis 2050

Text:
Katharina Kuhlmann

Photography:
Alexander Kuhlmann

5 Februar 2019

Unser Klima verändert sich rasant, was mittlerweile auch bei uns in Deutschland spürbar ist. Nach dem Jahrhundertsommer 2018 können wir ganz persönlich nachvollziehen, was es bedeutet, wenn die Erde sich erwärmt. Doch tropische Länder rund um den Äquator sind noch deutlich schlimmer von den steigenden Temperaturen betroffen. Das bedroht natürlich auch die Vegetation dieser Länder und leider auch den Kakaobaum. Was kommt da wohl auf uns zu?

Was sich wie ein Horrorszenario für Schokoladenliebhaber anhört, kann in schon rund 30 Jahren bittere Realität werden. Bis 2050, so befürchten Forscher der angesehenen University of California at Berkeley (USA), kann der Kakaobaum durch den verheerenden Klimawandel bereits ausgestorben sein. Denn das Klima wird sich nach Schätzungen des International Center for Tropical Agriculture (CIAT; Kolumbien) bis dahin um 2,1 °C erwärmt haben – mit fatalen Folgen. Je nach Region ist mit Hitze, Trockenheit oder aber auch vermehrten Niederschlägen zu rechnen.

Warum gerade der Kakaobaum?

Der Kakaobaum ist dabei neben vielen anderen Pflanzen- und Tierarten besonders bedroht, da er sehr anspruchsvoll in seinen Anbaubedingungen ist. Die tropische Diva braucht Wärme, aber nicht mehr als 35 °C. Auch benötigt sie hohe Luftfeuchtigkeit und genügend Niederschläge. Alles Faktoren, die in den afrikanischen Hauptanbauländern Ghana und Elfenbeinküste – immerhin Lieferanten von mehr als der Hälfte des weltweiten Kakaoertrages! – bis 2050 so nicht mehr gewährleistet sein werden. Den Kakaobaum einfach woanders kultivieren? Auch diese Lösung ist nahezu unmöglich, gedeiht er doch nur in einem schmalen „Kakaogürtel“ von 10° nördlicher und südlicher Breite um den Äquator herum. Die Kakaobäume in kühlere Höhenlagen zu verpflanzen ist ebenfalls schwierig. Zum einen gedeiht der Kakaobaum nicht über 1.000 Metern, zum anderen wären hierdurch die Bewirtschaftung andere schützenswerte Regionen bedroht.

Ist Genforschung die Lösung?

Die Giganten der Schokoladenindustrie versuchen sich dem drohenden Rohstoffmangel mit Forschung entgegen zu stellen. So stellte der Schokoladenhersteller Mars Inc. kürzlich 1 Milliarde US-Dollar zur Verfügung, um robustere, unempfindlichere Kakaosorten zu züchten.

Doch ist der Griff in die Labortrickkiste die einzige Möglichkeit, unsere Schokolade zu retten? Welche besonderen Bedingungen und Folgen bringen wiederum neue, genmanipulierte Pflanzen mit sich? Bessere Hilfen versprechen das generelle Umdenken von Schokoladenproduzenten und auch -konsumenten. Billiger, zumeist aus Afrika stammender Konsumkakao, der seit Jahrzehnten zu Schleuderpreisen gehandelt wird, bringt in der intensiven Landwirtschaft neben den bekannten Problemen wie Armut der Bauern und Versklavung ihrer Kinder natürlich auch eine massive Umweltzerstörung mit sich. Stichwort: Regenwaldabholzung und Auslaugung der Böden. Die so bewirtschafteten Monokulturen werden die ersten sein, die dem Klimawandel zum Opfer fallen, da hier den Kakaobäumen der natürliche Sonnenschutz durch andere, schattenspendende Pflanzen fehlt. Auch der massenhafte Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln und künstlicher Bewässerungen wird dem Klimawandel dann nichts mehr entgegenzusetzen haben. Die Armut der Bauern, die hierdurch ihre einzige, karge Einnahmequelle verlieren und die daraus entstehenden Folgen sind nur im Ansatz zu erahnen.

Fazit: Daher kann es nur einen einzigen nachhaltigen Weg geben, dem drohenden Aussterben des Kakaobaums wirksam entgegenzutreten: ein radikales und vor allem schnelles Umdenken im konventionellen Kakaoanbau. Das kostet Geld und wird sich definitiv auf die Preise für den Endverbraucher auswirken. Aber sind wir ehrlich zu uns: Lieber teure Schokolade als gar keine mehr.

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