Das Flüstern der
Felder | Filmtipp
Bildgewaltige Literaturverfilmung von den Machern von „Loving Vincent“ - Kinostart: 12. September 2024
Text:
Katharina Kuhlmann
Photography:
© Plaion Pictures
© Breakthrufilm
Filmstils:
© Plaion Pictures_Malgorzate Kuznik
© PLAION PICTURES_Breakthrufilm
3 September 2024
Als 2017 der Film „Loving Vincent“ über den niederländischen Maler Vincent van Gogh in die Kinos kam, präsentierten die Macher eine wahre Weltneuheit: ein Film auf Basis echter Ölgemälde – ganze 65.000 Stück! Jetzt bringt das Team um das Regie-Duo DK und Hugh Welchman mit „Das Flüstern der Felder“ einen weiteren Film in die deutschen Kinos, der mithilfe der gleichen Technik das Meisterwerk „Die Bauern“ des polnischen Literarturnobelpreisträgers Władysław Reymont filmisch interpretiert.
Polnische Literaturklassiker in lebendigen Ölgemälden
Bereits während der Arbeiten zu „Loving Vincent“ setzte sich Regisseurin Dorota Kobiela – mittlerweile mit Regisseur Hugh Welchman verheiratet und als DK Welchman bekannt – mit dem Buch „Die Bauern“ (poln. Chłopi) auseinander. Die Vorlage zu „Das Flüstern der Felder“ ist in Polen Pflichtlektüre in jeder Schule und brachte seinem Schöpfer Władysław Reymont 1924 den Literaturnobelpreis ein. Als Kind von dem über 800-seitigen Wälzer nicht wirklich gefesselt, entdeckte DK das Buch während ihrer Arbeit an den Vincent-Gemälden in Form eines Hörbuchs neu. Selber Malerin, fand sie in den Beschreibungen der Jahreszeiten, der Natur und der Dorfgemeinschaft beeindruckende und fesselnde Elemente, die sie zu ihrem neuen Filmprojekt inspirierten. DK, selbst Polin, konnte ihren Mann Hugh Welchman ebenfalls für das Buch begeistern, der es besonders für seine tiefgründigen Einblicke in die europäische Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts schätzt.
So wagte das Regie-Paar den Schritt von einer weltberühmten Künstlerpersönlichkeit hin zu einem international eher weniger bekannten Buch. Die sozialgeschichtlichen Aspekte des Werkes sind jedoch für diese Zeit keinesfalls nur auf Polen beschränkt und verleihen ihm daher auch auf internationaler Ebene eine große Relevanz. Die harte Arbeit und der oft entbehrungsreiche Alltag der Bauern sicherte das Überleben der ganzen Gesellschaft an der Wende zum 20. Jahrhundert. Das patriarchisch geprägte Leben im Rhythmus der Jahreszeiten war aber auch durchzogen von Traditionen, Festen und einer Leidenschaftlichkeit, die der Film „Das Flüstern der Felder“ auf bildgewaltige Art und Weise zum Leben erweckt.
Worum geht’s?
Etwas abgewandelt als in der Literaturvorlage rückt im Film „Das Flüstern der Felder“ die Figur der jungen Frau Jagna in den Vordergrund. In der von Männern dominierten Dorfgemeinschaft wird die außergewöhnlich hübsche Frau in die Ehe mit dem mächtigsten Bauern des Dorfes gedrängt, obwohl sie eigentlich dessen Sohn Antek liebt. Jagna stellt das Patriachat mit ihrer Liebschaft infrage und wird von einer missverstandenen, beneideten jungen Frau immer mehr zur Ausgestoßenen und zum Spielball der Männer um sie herum. Schließlich lehnt sie sich auf und nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand…
Einzigartige Filmtechnik
Wie schon bei „Loving Vincent“ arbeitete das Team um das Regie-Duo DK und Hugh Welchman mit einer Technik, die gemalte Ölbilder durch filmische Animation zum Leben erwecken. Zunächst wurden die Szenen mit realen Schauspielern dargestellt und gefilmt. Die einzelnen Einstellungen wurden dann von über 100 Maler*innen in speziellen Studios in Polen, Serbien, Litauen und der Ukraine bearbeitet und mit Ölfarbe übermalt. Entstanden sind mehr als 55.000 Ölgemälde, die dann im anschließenden Prozess aufwendig animiert wurden.
Im Gegensatz zu „Loving Vincent“ greift „Das Flüstern der Felder“ nicht hauptsächlich auf bekannte Gemälde zurück. Man inspirierte sich für den Malstil vielmehr an der Kunst- und Literaturströmung „Junges Polen“, der diverse Künstler*innen um die Wende zum 20 Jahrhundert angehörten, z. B. Józef Chełmoński, Ferdynand Ruszczyc und Michał Gorstkin-Wywiórski.
„Das Flüstern der Felder“ konnte in Polen bereits 1,5 Millionen Zuschauer*innen begeistern und ist Polens offizieller Beitrag für die kommende Oscar-Verleihung in der Kategorie „Bester internationaler Film“.
Das Flüstern der Felder
Polen / Serbien / Litauen 2023
Regie: DK Welchman / Hugh Welchman
Laufzeit: 114 Minuten
Verleih: Plaion Pictures GmbH
Kinostart Deutschland: 12 September 2024
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