Stadt Gärten | Buchtipp

Die wachsende Begeisterung für Urban Farming

Text:
Katharina Kuhlmann

Photography:
© iStock, BlindTurtle

24 August 2021

Urban Farming, zu Deutsch Stadtgärtnern, ist ein Trend, der in den letzten Jahren immer mehr an Fahrt aufnimmt. In Zeiten von Verstädterung und Klimawandel wächst die Sehnsucht nach Grünem und der Wunsch nach Veränderung durch mehr Nachhaltigkeit. Das Buch „Stadt Gärten“ aus dem gestalten Verlag spürt dieser besonderen Aufbruchstimmung nach, die durch immer mehr ergrünende Betonwüsten weht und blickt auf spannende innovative Projekte und Ideen weltweit.

Urban Farming heute

Denken wir an Urban Farming, haben wir direkt begrünte Hochhausflachdächer vor Augen. Hier gibt es Gewächshäuser mit Gemüse und eine Menge junger Hipster, die in abgewetzten Klamotten mit ganz viel Liebe kleine Pflänzchen zur Weltverbesserung hochpäppeln. Dieses sarkastische Bild ist tatsächlich ein Teil der Bewegung, die in den letzten Jahrzehnten über unseren Planeten rollt und sich in angesagten Städten wie New York materialisiert. Aber kann Urban Gardening nicht noch mehr?
Das Buch „Stadt Gärten“ gewährt einen spannenden Einblick in die Szene der urbanen Landwirtschaft und berichtet über ganz neue Möglichkeiten und Ideen. Einfach nur Salat auf dem Dachgarten anziehen war gestern. Wie wäre es mit Aeroponik, Aquaponik, Hydroponik, vertikaler oder gar unterirdischer Landwirtschaft? Ob Imkerei, begleitende Tierzucht oder Pilzanbau – alle Bereiche der landwirtschaftlichen Lebensmittelerzeugung halten mittlerweile Einzug in unsere Städte. Das klingt verrückt und schwer vorstellbar. Ein Blick in „Stadt Gärten“ beweist, dass es bereits gelebte Realität ist und in den nächsten Jahren sicherlich noch so einiges auf uns zukommen wird.

„Stadt Gärten“ – Kompendium innovativer Ideen

Mit reichlich Bildmaterial stellt uns „Stadt Gärten“ Projekte und Menschen vor, die es schon gewagt und ihre innovativen Ideen umgesetzt haben. Mal in größerem, kommerziellen Stil, mal ganz im Kleinen. Die Reise geht um die Welt – nach New York, Nairobi, Paris, Melbourne, Kuba, Belgien, Indonesien und zu vielen weiteren Orten. Exemplarisch erfahren wir mehr über neue Methoden von Gemüse-, Obst und Blumenanbau, Pilzzucht, Imkerei und einiges mehr. Die Beweggründe der Akteure sind ganz unterschiedlich. Es geht nicht nur um reine Selbstverwirklichung, vor allem spielt das Thema Ernährungssouveränität eine bedeutende Rolle. Aber genauso gut kann die Urban Farm ein pädagogischer Lernort sein. Nicht nur erfahren Erwachsene mehr über das Thema Selbstversorgung, auch Kinder und Jugendliche aus der Stadt werden in speziellen Projekten wieder zurück an die Natur geführt und können wertvolles Wissen und Kompetenzen erlangen, um die Stadtnatur um sich herum im Sinne von Urban Farming zu nutzen.

Das klingt alles ein wenig unkonkret? Leider bleibt es das im Buch auch. Es werden großartige Ideen zusammengestellt und ansprechend präsentiert, aber die Brücke zum Selbst-Aktivwerden wird nur angedeutet. So gibt es z. B. Tipps zum Imkern, Färben mit Pflanzenfarben und Kompostieren. Aber die Anleitungen bleiben doch recht vage und man weiß nicht recht, wo man anfangen soll. Wer also eine Anleitung zum eigenen Dachgarten sucht, wird von „Stadt Gärten“ sicher ein wenig enttäuscht sein. Es ist eher ein Buch über den Zeitgeist, wie bereits der Untertitel vermuten lässt: Die wachsende Begeisterung für Urban Farming. Diesen Sinn als umfangreiche Inspirationsquelle erfüllt das Buch allerdings in sehr schöner Weise.

Die Gestalten Verlag (Hrsg.):
Stadt Gärten
Die wachsende Begeisterung für Urban Farming
Berlin 2021
gebunden, 256 S.
ISBN: 978-3-96704-007-4
35 €

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