Der Kakaobaum:
Alte Gene bieten neue Chancen

Neue Studie zur Entwicklung des Theobroma cacao

Text:
Katharina Kuhlmann

Photography:
istock Sage78

15 Januar 2016

Im November des vergangenen Jahres haben wir euch als Auftakt zu unserer Wissensreihe „From-tree-to-bar“ über den Kakaobaum berichtet – was ihn besonders macht und wie er landwirtschaftlich genutzt wird. Etwa zur gleichen Zeit wurde eine neue Studie bekannt, die die Urformen des heutigen Theobroma cacao auf ein Alter von etwa 10 Millionen Jahren datiert! Das hört sich spannend an, aber was bringt dieser Fakt für die heutigen Fans von Schokolade weltweit? Die Antwort liegt in der Genetik, denn alte Gene können heutigen Kakaobäumen das Überleben sichern und neue Geschmäcker erzeugen.

Durch genetische Untersuchungen von britischen Forschern des Royal Botanic Garden Edinburgh wurde kürzlich erst herausgefunden, dass die heutigen Kakaobäume der Gattung Theobroma cacao sich vor etwa 10 Millionen Jahren entwickelten. Eine unvorstellbar lange Zeit, wenn man bedenkt, dass sich zu dieser Zeit erst die Anden als Gebirge erhoben. Das hohe Alter der Bäume erklärt also nun, weshalb beidseitig der Anden in Süd- und Mittelamerika Kakaobäume heimisch sind. Aber neben dieser Erklärung zum landschaftlichen Ursprung von Theobroma cacao liefert die Studie wichtige Erkenntnisse für die Zukunft des Kakaoanbaus weltweit. Denn: Aufgrund der stark verbreiteten Kakaoerzeugung in Monokulturen haben heute viele Plantagen große Probleme mit Krankheiten und Schädlingen. Dies liegt u. a. auch daran, dass alle Pflanzen das gleiche Erbgut haben, da Kreuzungen mit anderen Unterarten des Kakaobaums vermieden werden. Aber gerade eine natürliche Vermischung von Genen macht die Bäume stark und resistent gegen Bedrohungen von außen.

Gene von wildem Kakao sind widerstandsfähiger

Bei diesem Problem setzen die Ergebnisse der britischen Forscher an: Wenn der Theobroma cacao es geschafft hat, unglaubliche 10 Millionen Jahre zu überleben, muss die Pflanze ursprünglich sehr resistent gegenüber schädlichen Einflüssen wie Krankheiten gewesen sein, sonst wäre sie längst von der Bildfläche verschwunden. Die Lösung scheint also einfach: In den ursprünglichen Wachstumsregionen des Theobroma cacao in Mittel- und Südamerika gibt es höchstwahrscheinlich noch viele Wildpopulationen, die über widerstandsfähige Gene verfügen. Wenn diese Gene in das Erbgut der heutigen Nutzsorten eingezüchtet würden, erhoffen sich die Wissenschaftler mehr Krankheits- und Schädlingsresistenzen bei den gebeutelten Monokulturen. Ein weiterer, positiver Nebeneffekt: Durch die Einkreuzung könnte sich auch eine neue Aromenvielfalt des Kakaos ergeben! Diese wäre dann unmittelbar im Endprodukt Schokolade schmeckbar, denn die feinen Aromen bei Edelkakaoschokoladen hängen sehr stark mit den verwendeten Kakaosorten zusammen.
Bis es soweit ist, muss aber noch viel geforscht und nach passenden Wildbäumen gesucht werden. Das britische Forschungsteam plant weitere Untersuchungen in Südamerika in naher Zukunft. Man darf gespannt sein!

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