Internationale Geschichten | Verrücktes aus der Schokowelt
Über Schoko-Armeen und Schokolade, die nicht schmelzen will
Text:
Katharina Kuhlmann
Photography:
HuffingtonPost
15 August 2016
Wir naschen uns weiter durch die Welt der skurrilen Schokoladengeschichten. In unserer Serie „Verrücktes aus der Schokowelt“ haben wir euch schon allerlei Wahnwitziges und Unglaubliches aus dem Schokouniversum präsentiert – Ursprungsmythen, seltsame Inhaltsstoffe, lustige Rekorde, Innovationen und vieles mehr. Heute heißt es bei uns: Skurrile Schokogeschichten International. Wie sieht es in anderen Ländern aus, wird Schokolade dort genauso konsumiert wie bei uns oder bedarf es da vielleicht einiger nationaler Anpassungen und Sonderformen? Und was hat eigentlich der Nobelpreis mit Schokolade zu tun?
Theme-Park für chinesische Schokomuffel
China ist kein klassischer Absatzmarkt für Schokolade. Die westliche Süßigkeit mag zwar auch im Fernen Osten ihre Liebhaber haben, aber in einem Land mit einer natürlichen Laktoseintoleranz von ca. 94 % der Bevölkerung sind Vollmilchschokolade und Co. eher ein Nischenprodukt. Sollte es sein, dass da gar nichts zu machen ist? Doch, da hatten findige Menschen eine tolle Idee: Das World Chocolate Wonderland in Peking, den ersten Schokoladen- Theme-Park der Welt! 2010 öffnete er zum ersten Mal seine Pforten und steht dem Publikum seitdem jedes Jahr von Januar bis April zur Besichtigung offen (den Rest des Jahres würde er zerfließen). Zu bestaunen gibt es hier gar unglaubliche Dinge. In drei klimatisierten Hallen wird den Chinesen nationales Kulturgut en chocolat präsentiert. Ob eine 12 Meter lange Chinesische Schokomauer oder Terrakottaarmee – hier wird sicherlich nicht schlecht gestaunt. Aber auch der Technikliebe der Chinesen wird entgegengekommen, z. B. mit einem zwei Tonnen schweren Schokoladen-BMW. Ob sich dadurch der Schokoladenkonsum der Chinesen letztlich erhöhen wird, bleibt aber doch recht fraglich.
Die „Schmilzt-Nicht“-Schoki für die Tropen
Der nächste Abstecher führt uns in die heißen Sonnenländer dieser Erde. Schokolade schmilzt unter Körpertemperatur, je nach Sorte bereits ab etwa 23 ºC. Dies ist, natürlich neben dem großen Problem der Armut, ein Grund dafür, weshalb Kakaobauern meistens gar nicht wissen, wie Schokolade schmeckt. Denn: Sie wird in der Regel in Europa und Nordamerika produziert und würde bei tropischen Temperaturen ohne Kühlung sofort schmilzen. Schluss damit, dachte sich eine Kakaobauernkooperative im afrikanischen Togo und entwickelte die hitzebeständige Schokoladen-Sorte „Choco Togo“. Diese Schokolade schmilzt erst ab 35 ºC! Die Kakaobohnen, übrigens aus biologischem Anbau, werden von etwa 40 Frauen in der Landeshauptstadt Lomé zu Choco Togo weiterverarbeitet. Die Tafeln mit 60 bis 100 % Kakaoanteil sind neben der puren Variante noch in den Geschmacksrichtungen Erdnuss, Ingwer und Kokos erhältlich. International kommt die „Tropenschokolade“ bereits sehr gut an – vielleicht sollten die Chinesen ihren Park mit Choco-Togo erbauen, dann könnte er ganzjährig geöffnet sein…
Graue Zellen + Schokolade = Nobelpeis?!
Statistiken können mitunter sehr skurril sein, weil sie manchmal Zusammenhänge aufdecken, die einen von jetzt auf gleich in den Lachkrampf-Modus versetzen. Eines dieser Exemplare mit internationaler, schokoladiger Bedeutung stammt vom Schweizer Franz Messerli, der an der New Yorker Columbia University lehrt und forscht. Er entdeckte einen frappierenden Zusammenhang zwischen Pro-Kopf-Konsum von Schokolade und der Häufigkeit der Nobelpreisvergabe an Menschen in einem Land. Messerlis Fachartikel im angesehenen New England Journal of Medicine ist zwar augenzwinkernd geschrieben, aber dennoch durchaus ernst gemeint, wenn er die Zusammenhänge anhand von 23 untersuchten Ländern aufdeckt. Spitzenreiter in Konsum und Nobelpreis-Ehrung ist demnach sein Heimatland, die Schweiz. Die gewagte Hauptthese Messerlis ist, dass die Flavonoide im Kakao die kognitive Leistungsfähigkeit von Menschen anregt. Okay. Aber das wirklich seltsame kommt noch: Gemeint ist der Mensch als statistischer Durchschnitt der Gesamtbevölkerung, der durchschnittliche Konsum des Schweizers oder des Deutschen. Welchen Schokoladenkonsum die tatsächlichen Nobelpreisträger allerdings betrieben, ist nicht bekannt! Das ist schon sehr verrückt. Auch Rechenhypothesen lassen einem die Haare zu Berge stehen. So etwa, dass jeder US-Amerikaner jährlich etwa 400 g mehr Schokolade essen müsste, damit die Nation einen Nobelpreis mehr pro Jahr einfahren könne. Crazy!
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The Chocolate Journal