Lebensmittelmotten:
Was kann man tun?

Die kleinen Schädlinge machen auch vor Schokolade keinen Halt

Text:
Katharina Kuhlmann

Photography:
istock Stephan Zabel

23 April 2015

Lebensmittelmotten im Vorratsschrank – ein Alptraum für jeden, der einen Haushalt führt. Aber nicht nur Müsli, Getreide und Co stehen auf dem Speisezettel der kleinen, hartnäckigen Schädlinge, auch Schokolade und Kakao lieben die Tierchen fast so sehr wie wir Menschen. Was sind eigentlich Lebensmittelmotten, wie kann man ihnen vorbeugen und was kann man tun, wenn sie bereits ins traute Heim eingefallen sind? Das VIVANI Chocolate Journal liefert die wichtigsten Antworten.

Lebensmittelmotten und ihre Vorlieben

Lebensmittelmotten stammen wie auch alle sogenannten Echten Motten aus der Familie der Schmetterlinge. Das hört sich im ersten Moment vielleicht schön an, die Insekten sind aber alles andere als harmlose Flattermänner. Im Gegensatz zu den ebenfalls lästigen Kleidermotten verspüren Lebensmittelmotten zwar keinen Hunger auf unsere Textilien, haben es aber auf nahezu alle Lebensmittel in unseren Küchen abgesehen. Dabei gibt es je nach Art unterschiedliche Vorlieben. Auf die heißgeliebte Schokolade hat es vor allem die Mehlmotte (Ephestia kuehniella) abgesehen. Der Vorratsschädling bringt es auf eine Größe von 11-14 mm, ist silbrig-grau gefärbt und legt bis zu 500 (!) Eier in Mehl, Getreideprodukte wie etwa Müslis, Backwaren, Hülsenfrüchte, Mandeln, Nüsse und eben leider auch Schokolade ab. Neben Mehlmotten sind Mehlzünsler (Pyralis farinalis) und Dörrobstmotten (Plodia interpunctella) die häufigsten Vertreter der sogenannten Lebensmittelmotten, die allesamt aus der Schmetterlingsfamilie der Zünsler stammen.

Lebensmittelmotten werden zumeist unbemerkt in den eigenen Haushalt eingeschleppt und halten sich oft in Produkten mit defekten Verpackungen auf. Sie sind berühmt für ihre Versteckkunst, die sie selbst dünne Verpackungen durchbeißen und Schraubgewinde von z. B. Gläsern überwinden lässt. Sie verbreiten sich blitzschnell im gesamten Küchen- und Vorratsbereich, da die Raupen bis zu 400 m weit kriechen können. Überhaupt sind Kriechen und Springen die bevorzugten Bewegungsweisen der Lebensmittelmotten, da sie nur sehr kurze Strecken fliegen können. Daher Entwarnung für alle, die nicht zu den Putzteufeln zählen: Ein Lebensmittelmottenbefall entsteht nicht durch zu wenig Putzen.

Wie bei den Schmetterlingen üblich verläuft auch die Entwicklung der Zünsler vom Ei über die Larve zur Puppe bis hin zum Falter. Die Eier werden in die entsprechenden Lebensmittel gelegt, von denen sich dann die Larven ernähren. Durch die Verpuppung entstehen deutlich sichtbare Gespinste, die die Lebensmittel verkleben und ein deutliches Anzeichen für einen Befall mit Lebensmittelmotten sind. Die erwachsenen Falter leben maximal zwei Wochen und legen erneut ihre Eier in Lebensmitteln ab – ein Teufelskreis!

Wie man Lebensmittelmotten aus der eigenen Küche fernhält

Natürlich ist ein gewisses Maß an Hygiene wichtig, um Schädlinge aus dem Haushalt fern zu halten. Aber wie bereits erwähnt, kann man sich durch Putzen Lebensmittelmotten nicht sicher vom Leib halten. Jedoch gibt es einige Tipps, die den kleinen Vorratsschädlingen vorbeugen können. Man sollte beim Einkauf stets auf intakte Verpackungen achten und beschädigte oder befallene Waren stets reklamieren, um eine Ausbreitung der Zünsler zu vermeiden. Zuhause angekommen, sollten die Vorräte, die stets nur knapp bemessen werden sollten, in luftdichte Behälter umgefüllt und kühl und trocken gelagert werden. Es sollte regelmäßig gelüftet werden, vor den Fenstern empfehlen sich Fliegengitter und man sollte den Motten keine unfreiwilligen Verstecke bauen, wie z. B. durch die Verwendung von Schrankpapier o. ä. Vorratsschränke sollte man regelmäßig von Krümeln usw. befreien, aber nicht feucht durchwischen, weil ein feuchtes Klima das Gedeihen von Lebensmittelmotten unterstützt. Schließlich können die Schränke mit ätherischen Ölen „beduftet“ werden, welche die Tiere abhalten. Es eignen sich Pfefferminze, Lavendel, Patchuli, Nelken, Thuja, Zedernholz oder Duftmischungen aus dem Handel.

Hilfe, ein Befall von Lebensmittelmotten! Was tun?

Um den Teufelskreis der stetig neuen Vermehrung der Lebensmittelmotten zu durchbrechen, müssen einige Dinge beachtet und Maßnahmen durchgeführt werden. Grundsätzlich sollte dabei auf den Einsatz von gesundheitsschädigenden Pestiziden zugunsten von nachhaltigen Methoden verzichtet werden!

Nach Kontrolle aller (!) Lebensmittel und Einschätzung der Situation müssen alle befallen Lebensmittel sofort entsorgt werden. Werden sie dennoch konsumiert, drohen den Essern durch den Verzehr von Gespinsten und Mottenkot Magen-Darm-Erkrankungen bis hin zu Hautproblemen und allergischen Reaktionen. Am besten werden die verdorbenen Lebensmittel vor der Entsorgung für mehrere Tage eingefroren oder im Backofen für ca. 2 Stunden bei maximal 80 ºC erhitzt. Das tötet alle Schädlinge ab und verhindert ihre weitere Verbreitung.

Alle Schränke müssen sorgfältig gereinigt, ausgesaugt und mit Essigwasser ausgewaschen werden, am Besten mehrmals im Abstand von zwei Wochen wiederholen. Dabei Staubsaugerbeutel vorsichtshalber entsorgen. Ritzen und schlecht erreichbare Stellen mit einer Nadel auskratzen und / oder mit einem Fön behandeln, da die Hitze die Lebensmittelmotten in ihren verschiedenen Stadien schädigt oder tötet. Neu gekaufte Lebensmittel müssen nun stets in gut verschließbaren Behältern gelagert werden, um eine erneute Ausbreitung zu verhindern.

Man kann Lebensmittelmotten auch mit Nützlingen wirksam bekämpfen. Schlupfwespen (Trichogramma evanescens), die natürlichen Feinde der Lebensmittelmotten, sind nur 0,4 mm große Insekten, die ihre Eier in die Lebensmittelmotteneier ablegen und sie dadurch zerstören. Sie sind auf Kärtchen im Handel erhältlich und auch übers Netz bestellbar. Über einen Behandlungszeitraum von 10 Wochen werden von Onlineanbietern mehrmals Schlupfwespen geliefert, die für die Hausbewohner nahezu unsichtbar ihre Arbeit verrichten. Ist der Befall gestoppt, verschwinden sie von selbst. Einziges Manko: Die Schlupfwespenbehandlung ist mit einem Preis ab 25 € aufwärts recht teuer und lohnt daher erst bei hartnäckigem Befall.

Um zu kontrollieren, ob der Befall mit Lebensmittelmotten überstanden ist, gibt es im Handel Pheromonfallen. Sie enthalten einen Sexuallockstoff, der die Schädlingsmännchen anlockt, die in der Falle kleben bleiben. Werden keine Insekten mehr gefangen, kann von einer überstandenen Plage ausgegangen werden.

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